Vor der kleinen Kirche von Bordei treffen wir uns alle nochmals, bevor wir mit Susi und Heinz sowie Nicole und Martin aufsteigen zur Krete zwischen Centovalli und Lago Maggiore. Oben angelangt zaubert Martin einen selbstgebrannten Zwetschgenschnaps und sechs kleine Silberbecher aus seinem Rucksack hervor, wir stossen an auf die grossartige Aussicht Richtung Locarno/Magadino einerseits und Italien andererseits. Durch Ginsterbüsche und Kastanienwälder gehts hinunter zum Monte Verita und anschliessend über viele Treppen aus klassischem Kopfsteinpflaster hinunter nach Ascona. Nach einem Glacestopp bringen uns Luzia und Rolf mit ihrem Motorboot von Ascona über den See in unsere zweite Heimat Gambarogno. Hier erwartet uns ein liebes Welcome von Edith und Beat.

Gesund und mit wunderschönen Erinnerungen und vielen wertvollen Begegnungen beenden wir unsere 18-tägige Geburtstagswanderung von Zug ins Tessin. Wir danken allen herzlich, die mit uns gewandert sind, die uns auf irgendeiner Etappe besucht oder gedanklich begleitet haben.

 

Nach einem herzlichen Abschied von Edith und Beat, die nochmals zwei Tage lang mit uns unterwegs waren, fahren wir mit Erika und Fredi mit der Gondel nach Verdasio im Centovalli runter, einem lauschigen Örtchen mit engen Gassen und südlichem Flair. Am Gegenhang liegt ein uriges Grotto, hier warten doch tatsächlich Susi und Heinz auf uns. Im etwas höher liegenden Palagnedra besichtigen wir die Kirche San Michele mit ihren grossartigen Fresken aus den 1490 Jahren. Im Dorf zeugen mehrere herrschaftliche Bürgerhäuser vom Wohlstand, den ausgewanderte Händler aus der Toscana in ihr Dorf heimbrachten.
Der Panetiere bringt hier Brot und Gebäck mit seinem Lieferwagen, Erika kauft für uns eine feine Torta di pane.
Durch dichte Kastanienwälder wandern wir ins Dörfchen Bordei, mit Kirche und freundlicher Osteria ( und grossartigen Zimmern). Hier erwartet uns ein spritziger Sekt, vielen Dank an Vera und Moritz. Inzwischen sind auch Nicole und Martin eingetroffen, beim Apero auf der Osteriaterrasse gibts viel zu erzählen. Schon bald muss eine weitere Flasche bestellt werden, denn Luzia und Rolf sind mit dem Motorrad die vielen Kurven zu uns rauf gefahren.

Vorbei an verwilderten Hausruinen in unwegsamem Gelände gehts zuerst runter zum Fluss Isorno und dann: nur noch Aufstieg… Wir schwören uns zwar, keinen einzigen Steinpilz auch nur anzuschauen, aber schon bei der ersten Pause fängt Otto an zu rüsten. Wir verraten nicht, wieviel Pilze wir diesmal unserm Wirt der heutigen Unterkunft übergeben werden.
Auf der Alpe Ruscada legen wir eine Pause ein und staunen über die „prähistorischen Felszeichnungen“ auf unserm Steintisch. Bald darauf sehen wir in weiter Ferne den fast heimatlichen Lago Maggiore. Auf dem Pizzo Ruscada 2004m gibts den verdienten Gipfelkuss, bevor wir zur Alpe Corte Nuovo absteigen. Dort scheinen die Alpenrosen das herbstliche Verwelken vergessen zu haben. Über die Kirche Madonna della Segna erreichen wir die Capanna Monte di Comino auf 1150m. Hier erwarten uns unsere Freunde Erika und Fredi.

Auf unserem Aufstieg zur Alpe Arena hören und sehen wir immer wieder einen riesigen Steinbruch. Der sogenannte Onsernonegranit (-Gneis) wurde vor 60 Jahren auf der andern Seite des Berges, im Valle Vergeletto, entdeckt. Hier liegt der grösste Steinbruch der Schweiz überhaupt.
Heute begegnen wir Dutzenden von teils mannshohen Ameisenhaufen. Bei der Capanna Arena weiden Pferde und Esel. Der anschliessende Höhenweg hoch über dem Vergeletto ist eine der schönsten Strecken unserer ganzen bisherigen Wanderungen. Bei unserm Halt in der Capanna Salei schleichen sich still und heimlich Edith und Beat an uns heran, sie wandern heute und morgen wieder mit uns mit. Nach einer leckeren Heidelbeertorte steigen wir gemeinsam ab nach Comologno und beziehen unsere Zimmer. Der Palazzo Gamboni, zwischen zwei Speichern und dem Berg versteckt, thront seit 1780 über dem Onsernonetal und ist heute ein Swiss Historie Hotel. Akrobatisch wird die Wäsche aufgehängt, bevor es zum Apero geht. Unsere Pilzernte von heute wird der Koch zu einem Pilzrisotto verarbeiten.

Der schöne Weg auf den Passo della Cavegna wird wahrscheinlich nur selten begangen, die rot-weissen Zeichen sind rar. Kurz vor dem Pass liegt ein idyllischer Bergsee, hinter dem Pass die Alp Porcaresc, auf der soeben ein brandneuer Kupferkessel zum Käsen installiert wurde. Jetzt gehts runter ins wilde Vergeletto mit seinem Fluss Ribo. Die Steine im Flussbett sind hier ganz rot,  nach Auskunft eines Einheimischen wegen eines roten, für die Wasserqualität unschädlichen Pilzes. In unserer Unterkunft, dem Grotto Fondovalle angekommen, geben wir dem Gastwirt Antonio die 3 Pilze, die wir auf dem letzten Kilometer gesammelt haben. Den Steinpilz wird er kochen, die 2 kleinen Fereepilze (sie verfärben sich beim Aufschneiden sofort violett) werden gedörrt. Antonio selber hat heute morgen viele Totentrompeten gefunden.

Sehr gerne verlassen wir die Grossalp Hütte. Ambiente, Kost, Logis: unbefriedigend, Sauberkeit: katastrophal.
Auf einem Höhenweg erreichen wir den Passo Quadrella, weit oberhalb von Bosco Gurin, dann gehts durch Lärchenwälder runter Richtung Cimalmotto. Auf einem Felsentisch aus Gneis gibts Picknick, Cherrytomaten aus dem Garten von Maja und Martin. Wir sammeln viele Preiselbeeren für den nächsten Rehrücken und erreichen das Dörfchen Cimalmotto mit alten Kornspeichern (Roggen) auf den typischen Gesimsen der Walser. Lange schauen wir den Arbeitern zu, die kunstvoll ein Dach decken. Im nächsten Dörchen Campo stehen die monumentalen Pedrazzinihäuser, im 18. Jahrhundert erbaut und mit Fresken verziert. Die Familien Pedrazzini erwarben in Deutschland und Italien als Händler beträchtlichen Reichtum und investierten diesen in ihr Dorf.
Das Hotel Locanda Fior di Campo entpuppt sich als innenarchitektonisches Juwel mit unbeschreiblich stilvollen Zimmern. Zusammen geniessen wir auf der Hotelterrasse einen Apfelstrudel, bevor Maja und Martin uns wieder verlassen und gleichzeitig Ottos Schwester Ruth und ihr Mann Beda zu uns stossen.

Unsere geplante Königsetappe fällt teilweise buchstäblich ins Wasser, Wir laufen nach Morgengrauen von der Hütte los und erhaschen trotz Nebel einen kurzen Blick auf die Bocchetta della Crosa, 2465m, zu der wir über Felsbrocken hochkraxeln müssen, gottseidank oft mit Ketten gesichert. Beim Abstieg über die nassen Platten kommt’s zu vielen Ausrutschern, bei einem davon auch zu einer stark blutenden Platzwunde. Es geht an den Laghi della Crosa vorbei, rutschig und abschüssig. Bei Gradisc auf gut 1700m entscheiden wir uns aus Sicherheitsgründen, wegen Dauerregen und dichtem Nebel, nicht den geplanten blauweissen Weg mit nochmals 1000m Aufstieg zu nehmen, sondern weitere 1000m nach Foroglio abzusteigen. Auch die Kühe schauen verblüfft den Berggängern nach, die bei diesem Wetter unterwegs sind. In Splüia Bela machen wir einen Abstecher zu den Unterfelsbauten des Val Calnegia, wo bis vor wenigen Jahren gewohnt und Käse produziert wurde. Am spektakulären Wasserfall von Foroglio vorbei gehts steil runter ins Dorf. Mit Autostopp, Kleinbus und barmherzigem Waldarbeiter erreichen wir ausgekühlt und durchnässt die sehr einfache Hütte Grossalp. Hier werden wir von Maja und Martin überrascht.

15. September 2018

Frühmorgens zeigt sich der Basodino in seiner ganzen Pracht.
Mit der Bahn gehts 1000Hm runter von Robiei nach San Carlo im Bavonatal. Dann steigen wir über viele gut ausgebaute Steinstufen wieder 1200 Hm steil rauf Richtung Rifugio Pian di Crest. Ein letzter Blick zurück nach San Carlo, dann müssen wir einer Schafherde Platz machen, die an uns vorbei talwärts stürmt. Auf der Alpe Conte Grande machen wir Trinkpause, die Verpflegung pflücken wir beim weiteren Aufstieg. Plötzlich stehen wir auf einer traumhaft schönen Hochebene und erreichen kurz darauf auf 2100m das Rifugio Pian di Crest mit den bereits fleissigen Hüttenverantwortlichen Yvonne und Helen. Bei Sonnenschein studieren wir den Wegweiser vor der Hütte, unserer Strecke morgen wird lang sein.

 

Begleitet vom Pfeifen der Murmeltiere geniessen wir den traumhaft schönen Höhenweg hoch über der Nufenenpassstrasse. Auf dem Passo San Giacomo wandern wir für einige Kilometer auf italienischem Boden. 1929 liess Benito Mussolini eine Fahrstrasse bis auf die Passhöhe bauen, was die Schweizer befürchten liess, er wolle die Verkehrswege am Gotthard erobern.
Wir machen einen Abstecher zu mehreren aussergewöhnlichen Dolinen in Granitgebiet (üblicherweise im Kalk). Der Weg führt im Val Toggia an vielen einsamen Seen vorbei. Nach der Überquerung eines Schneefeldes geht es über Geröll und Felsbrocken steil hinauf zur Bocchetta di Val Maggia auf 2635m. Am Fusse des wolkenverhangenen Basodinogipfels mäandrieren unzählige kleine Gletscherflüsse. Wir sind froh, nach einem gefühlt endlosen und mühsamen Abstieg endlich den Lago di Robiei und unsere Unterkunft im Turmhotel auf 2000m zu sehen.
In den 60iger Jahren wurde der Turm für die Unterbringung der Techniker der Robiei Kraftwerksanlagen erstellt. Später wurde er renoviert und als Hotel umgenutzt.

PS:  Es kann sein, dass wir morgen in der Hütte Piano delle Creste kein Netz haben  Dann würden wir den Blog vom Samstag erst am Sonntag posten.

 

Zu zweit ziehen wir los, befolgen die Gefahrentafel am Weg und laufen zügig die flache und eintönige Strecke dem Rotten (Rhone) entlang. Einzige Spannung bietet Ottos Oberarm-Krafttraining kurz vor Ulrichen. Wir verlassen das Haupttal des Goms und steigen bergauf durchs Ägenetal. Im Ladstafel sehen wir in der Ferne die Windmühlen beim Griessee. Weil unser Weg plötzlich wegen Steinschlag (Klimaveränderung/Permafrost lässt grüssen) gesperrt ist, müssen wir unsern Plan ändern und das Postauto auf den Nufenenpass nehmen. Er ist mit 2480m der höchste ganz in der Schweiz gelegene Pass. Nach kurzem Fotostopp (Griesgletscher und Blinnenhorn) fahren wir bis zur ersten Haltestelle im Bedrettotal. Dann überqueren wir das hier noch winzige Flüsschen Ticino und steigen zur Corno-Gries-Hütte auf 2338m hoch. Wir sind die einzigen Gäste , beziehen Betten 5 und 6 und vergewissern uns bei Hüttenchefin Monika und ihrem Gehilfen Lorenz,  dass wir nicht hungrig und dehydriert einschlafen müssen.

 

Ohne unsere bewährten Weggefährten Edith und Beat verlassen wir mit Rosmarie, Elsbeth, Susi und 2x Heinz den Grimselpass. Die Strecke nach Oberwald runter ist kurz, aber eindrücklich. Vorbei an herbstlich verfärbten Heidelbeerfeldern, neugierigen Kühen und knorrigen Lärchen geniessen wir den Blick auf den Galenstock. In Oberwald stossen wir  auf die gelungene Wanderung an, bevor unsere Freunde ins Postauto steigen.